Leben auf Pump – buy now, pay later: bequemer Konsum oder Schuldenfalle?
23.01.25
18min
BNPL. Hast du davon schon mal gehört? Wir klären auf, wofür die Abkürzung steht und ob dahinter ein praktischer Service steckt, oder doch eher die Schuldenfalle lauert.

Zunächst mal: Was heißt BNPL? Vielleicht ist dir die ausgeschriebene Form „Buy now, pay later“, also „Jetzt kaufen, später bezahlen“ eher geläufig. Vielleicht kennst du das sogar ZU gut? Gemeint ist, dass Shops den Käuferinnen und Käufern die Möglichkeit bieten, Produkte sofort zu kaufen (buy now) und die Zahlung in Raten zu leisten oder auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben (pay later) – oft ohne Zinsen und sehr flexibel.
Vier Buchstaben, jede Menge finanzielle Folgen: Hinter dem auf den ersten Blick so unkomplizierten System verbergen sich Risiken, die schnell zu finanziellen Problemen und immer weiter abwärts in die Schuldenspirale führen können. Denn „Buy now, pay later“ heißt im Klartext: Leben auf Pump. Wir zeigen dir, wie du den Weg in die Schuldenfalle vermeiden kannst.
Warum immer mehr Menschen auf Pump leben
Die heutige Gesellschaft ist mehr denn je von Konsum geprägt. Da wirkt die Möglichkeit, Dinge sofort besitzen zu können, ohne gleich zu zahlen, wie ein riesiger Vorteil. Die häufigsten Gründe, warum immer mehr Menschen Ratenzahlungen, BNPL & Co. nutzen:
Bequemlichkeit: Sogar teure Produkte können ohne große Hürden gekauft werden, denn erst mal wird ja scheinbar kein Geld ausgegeben. Und bis zum Zeitpunkt, wenn die Zahlung fällig wird, „ist ja bestimmt wieder Geld auf dem Konto“.
Sofortzugang: Etwas sehen und sofort haben können – das Belohnungssystem im menschlichen Gehirn jubelt.
Sozialer Druck: Seit jeher wollen wir Menschen uns vergleichen. Durch soziale Medien und das ständige Streben nach besseren Produkten und neuesten Trends steigt auch der Wunsch, mithalten zu können – oft auf Kosten der eigenen Finanzen.
Steigende Kosten: Das Geld wird knapper. Inflation, immer höhere Preise für Lebensmittel, mehr Ausgaben für Miete, Energie, Versicherungen … Da scheint BNPL kurzfristig die ideale Lösung zu sein, um etwas Luft im monatlichen Budget zu haben.
Doch dieses Konsumverhalten ist dünnes Eis: Wer ständig auf Pump kaufen für ganz normal hält und regelmäßig Verpflichtungen in die Zukunft schiebt, biegt ab Richtung Schuldenspirale.

Die Schuldenspirale:
Welche Erklärung gibt es dafür? Regelmäßige Ausgaben werden unterschätzt und BNPL-Verpflichtungen nicht dazugerechnet, denn gekauft wurde schon längst, die Zahlung steht aber erst viel später an. Da ist die Ausgabe oft schon vergessen. Also wird mit weiteren „Pay later“-Käufen versucht, Zahlungen hinauszuschieben oder Löcher zu stopfen, und es entstehen immer mehr Verpflichtungen. Können die nicht rechtzeitig bezahlt werden, kommen Mahngebühren und hohe Verzugszinsen obendrauf.
Wenn dann auch noch Unvorhergesehenes passiert wie das kaputte Auto, sind kaum noch Auswege in Sicht. Das führt irgendwann zum negativen Schufa-Eintrag, die Bonität sinkt, die Schulden steigen spiralförmig in die Höhe – und der Stress gleich mit. Denn Schulden belasten nicht nur das Konto, sondern auch die Psyche. Permanente Geldsorgen können Scham, Angst und gesundheitliche Probleme hervorrufen und damit die gesamte Lebenssituation verschlechtern.
„Das BNPL-Angebot und was dahintersteckt “
Die Risiken von „Buy now, pay later“: Diese Fehler solltest du vermeiden
Obwohl es auf den ersten Blick harmlos und unkompliziert erscheint: Vergiss nicht, dass du mit BNPL Schulden machst. Auch wenn es vielleicht erst mal nur 20 Euro sind und nur für 30 Tage. Dann kommen aber vielleicht noch mal 20 Euro dazu … und noch mal 50 …
Diese Fehler führen häufig in die Schuldenfalle:
Fehlendes Budgetbewusstsein: Das Gesamtkostenrisiko wird unterschätzt. Denn die BNPL-Zahlungen werden häufig auf mehrere Raten verteilt, und sie erscheinen als einzelne Posten. Zusammengerechnet? Wird selten.
Keine Übersicht über Verpflichtungen: Häufig werden Käufe bei verschiedenen Anbietern getätigt, damit fehlt der Gesamtüberblick über alle laufenden BNPL-Verträge.
In Zahlungsverzug geraten: Viele sind von den verschiedenen Zahlungen überwältigt, haben vielleicht mit unerwarteten Ausgaben zu kämpfen und geraten so in Verzug. Dann kommen auf die offene Summe zusätzlich hohe Gebühren.
Verharmlosung der Risiken: Oft wird „Buy now, pay later“ ohne klassische Bonitätsprüfung oder sofortige Schufa-Einträge angeboten. Das erzeugt ein Gefühl von Sicherheit, aber Vorsicht: Das ist trügerisch. Und auch die oftmals eher kleineren Beträge werden heruntergespielt, können sich aber schnell zu hohen Gesamtkosten summieren.
Negativer Schufa-Score: Wann bekommst du einen Schufa-Eintrag, und was steht in der Schufa? Ein Schufa-Eintrag gibt die Kreditwürdigkeit einer Person an, ist also nicht per se negativ. Dokumentiert werden finanzielle Verhaltensweisen, zum Beispiel das Bezahlen von Rechnungen (rechtzeitig oder zu spät?) oder Kreditrückzahlungen (regelmäßig oder ausstehend?). Zahlungsverzug führt schnell zum negativen Eintrag.
Der Schufa-Eintrag: Welche Auswirkungen hat er?
Schauen wir noch mal genauer auf die Schufa, die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung. Sie ist eine der bekanntesten Stellen in Deutschland, die Auskunft über die Kreditwürdigkeit von Verbraucherinnen und Verbrauchern geben. Was genau bedeutet ein Schufa-Eintrag, und welche Konsequenzen hat er? Wie entsteht ein negativer Eintrag, und wie lässt er sich vermeiden? Wie lange bleibt er bestehen, wenn alles bezahlt ist?
Ein Schufa-Eintrag dokumentiert deine finanziellen Verpflichtungen und dein Zahlungsverhalten. In der Datenbank werden Informationen über deine Verträge, Kredite, Bankkonten, Kreditkarten, laufende Leasing- und Handyverträge aufgelistet. Ziel ist, Unternehmen davor zu schützen, Verträge mit Verbraucherinnen und Verbrauchern einzugehen, bei denen Zahlungsausfälle drohen. Also wird die Bonität bewertet. Der Schufa-Score reicht von 0 bis 100, wobei 100 die höchste Kreditwürdigkeit bedeutet. Ein niedriger Score dagegen kann zu höheren Kreditzinsen führen oder die Genehmigung von Krediten und weiteren Ratenzahlungen sowie das Abschließen von Mietverträgen komplett verhindern. Sogar einen neuen Mobilfunkvertrag zu schließen kann mit negativen Einträgen schwierig werden.
Solche negativen Einträge entstehen, wenn du deinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommst, zum Beispiel durch unbezahlte Rechnungen oder Zahlungsverzug, aber auch durch Mahnbescheide oder wenn ein Kreditvertrag gekündigt wird, weil Raten nicht beglichen wurden. Ein negativer Eintrag durch nicht bezahlte Rechnungen bleibt drei Jahre nach der vollständigen Tilgung gespeichert; die Frist beginnt mit dem Jahr, das auf die Begleichung der Schulden folgt. Übrigens: Verbraucherinnen und Verbraucher können jährlich eine kostenfreie Schufa-Selbstauskunft anfordern, um ihre Daten zu prüfen und mögliche Fehler zu melden.

Notgroschen aufbauen und negative Einträge vermeiden
Ein verantwortungsvoller Umgang mit den eigenen Finanzen ist die beste Strategie, um negative Schufa-Einträge zu vermeiden. Behalte den Überblick über alle offenen Beträge, zahle pünktlich und nutze „Jetzt kaufen, später bezahlen“ nur dann, wenn du den Betrag zum Fälligkeitszeitpunkt in dein Budget eingeplant haben. Sorge unbedingt für Rücklagen, um unvorhergesehenen Ausgaben entspannt zu begegnen und nicht auf BNPL-Lösungen zurückgreifen zu müssen. Der Aufbau eines Notgroschens ist schon mit kleinen Summen pro Monat machbar!
Schuldenfalle vermeiden: So klappt’s
Der Notgroschen, den wir eben schon kurz erwähnt haben, ist ein Hilfsmittel, um gar nicht erst in die Schuldenfalle zu tappen. Was kannst du sonst noch tun?
Nur kaufen, was du dir jetzt leisten kannst: Überlege vor dem Kauf genau und sei ehrlich zu dir selbst, ob der Kauf wirklich nötig ist – und ob du das Geld dafür hast und ausgeben willst. Wenn du es jetzt nicht hast, ist das Risiko hoch, dass das auch in 30 Tagen nicht anders ist.
Haushaltsbuch führen: Behalte mit einem den Überblick über alle Einnahmen und vor allem die Ausgaben. So siehst du schnell, welchen finanziellen Spielraum du hast.
Budget planen: Setze dir ein festes Budget für flexible Ausgaben. Das geht zum Beispiel gut mit der und hilft, den eigenen finanziellen Rahmen einzuhalten.
Schulden limitieren: Schließe nicht mehrere BNPL-Verträge gleichzeitig ab. Je weniger laufende Verpflichtungen, desto überschaubarer.
Fazit: BNPL – praktisch oder problematisch?
Jetzt kaufen, später bezahlen ähnelt dem Kauf auf Rechnung bzw. der Ratenzahlung, nur noch flexibler. Verlockend! Aber Vorsicht: Diesen bequemen Service bezahlst du – mit dem Druck der Rückzahlung und bei Verzug auch mit teuren Zinsen. So wird dein vermeintlich günstiger Einkauf teurer.
Shoppen, ohne dass Geld vom Konto geht? Klar, klingt super. Fürs Erste. Das ist einer der Gründe, warum Kaufen auf Pump gerade bei jüngeren Menschen immer mehr an Beliebtheit gewinnt. Aber Achtung: Das wird schnell zur Schuldenspirale. Denn wenn du heute und morgen und vielleicht auch nächste Woche etwas online bestellst, verlierst du schnell den Überblick. Und die saftige Rechnung wird zur unangenehmen Überraschung.
Die Vorteile von BNPL – Flexibilität und schnelle Abwicklung – solltest du nur dann nutzen, wenn du das Modell bewusst und sparsam verwendest. Denn die Risiken – Kontrollverlust, hohe Mahngebühren und negative Schufa-Einträge – überwiegen bei unbedachtem Konsum häufig.
Ein Leben auf Pump gerät schnell außer Kontrolle. Ein verantwortungsvoller Umgang mit den eigenen Finanzen dagegen ist der Schlüssel zur Vermeidung der Schuldenfalle und bringt dich auf den Weg zu einem selbstbestimmten und sorgenfreien Leben mit klarem Blick auf deine Ziele.