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  • Equal Pay Day: Die finanzielle Lücke ist (zu) groß – und längst nicht die einzige

    05.03.25

    20min

    Diese zwei Tage im März beschreiben viel mehr als nur ein Datum: Der Equal Pay Day und der Internationale Frauentag gehen Hand in Hand, und sie decken auf, was für Frauen nicht nur in Deutschland immer noch im Argen liegt. Denn die Gender-Pay-Gap ist längst nicht die einzige Lücke, die Frauen benachteiligt. Hast du schon mal von der Gender-Pricing-Gap gehört? Der Gender-Data-Gap, der Gender-Health-Gap oder der Gender-Safety-Gap? Wir klären auf.
    Eine Gruppe demonstriert friedlich für die Rechte von Frauen. Zwei junge Frauen halten ein Mikro in der Hand. Sie lächeln sich glücklich an und strecken ihre Arme in die Luft.

    Der Tag, der die Gender-Pay-Gap symbolisiert

    In Deutschland gibt es ihn seit 2008: den Equal Pay Day als internationalen Aktionstag für Entgeltgleichheit. Initiiert haben ihn hierzulande die Business and Professional Women (BPW) Germany. Ihre US-amerikanischen Kolleginnen riefen bereits 1988 die „Red Purse Campaign“ ins Leben: Rote Taschen oder Portemonnaies symbolisieren bis heute die roten Zahlen in den Taschen der Frauen. Aber woher kommen diese roten Zahlen? Was liegt diesem Tag zugrunde? Und warum braucht er so viel Aufmerksamkeit? In diesem Artikel steigen wir tiefer ein in die Gender-Pay-Gap und all die anderen Lücken, die es für Frauen sonst noch gibt. Mehr über und was du gegen die tun kannst, findest du in unseren zahlreichen anderen Storys.

    Eine Grafik, zeigt bildlich, wie lange Frauen "umsonst" arbeiten und wann der Equal-Pay-Day ist.

    Was ist der Equal Pay Day? (eigentlich H3)

    Dieser Tag beendet symbolisch den Zeitraum des neuen Jahres, den Frauen länger arbeiten müssen, um auf das durchschnittliche gleiche Jahresgehalt von Männern im Vorjahr zu kommen. Im Klartext: Während Mann bis zum 31.12. des Vorjahres Gehalt X bekommen hat, muss Frau bis zum Equal Pay Day (etwa Ende Februar/Anfang März) weiterarbeiten, um auf ebendiese Summe zu kommen. Auch die umgekehrte Perspektive funktioniert: Der Equal Pay Day zeigt, wie viele Tage bis zu eben jenem Datum Frauen im neuen Jahr „umsonst“ gearbeitet haben, während Männer bereits ab dem 1. Januar bezahlt wurden. 

    In jedem Fall: Der Equal Pay Day ist die Tag gewordene Identifikation der Gender-Pay-Gap, der Gehaltslücke, die Frauen immer noch benachteiligt – aufgrund unterschiedlicher Berufswahl, struktureller Faktoren oder auch Diskriminierung. 

    Wie wird der Equal Pay Day berechnet? 

    Grundlage ist der geschlechtsspezifische Lohnunterschied, errechnet wird die Differenz der durchschnittlichen Bruttostundenverdienste von Frauen und Männern in Prozent. Beträgt die Gender-Pay-Gap also 18 Prozent wie zuletzt viele Jahre in Folge, müssen Frauen rechnerisch 18 Prozent von 365 Tagen (rund 66 Tage) zusätzlich arbeiten. Das entspricht einem Datum Anfang März. Sinkt die Lohnlücke zum Beispiel auf 16 Prozent wie 2024, ist der Equal Pay Day Ende Februar. Das ist auch die Antwort auf die Frage, ob der Equal Pay Day immer am gleichen Tag ist – nein, ist er nicht. Er errechnet sich aus der prozentualen Gehaltslücke von Frauen im Vergleich zu Männern. 

    Unequal Pay: Kann das neue Entgelttransparenzgesetz helfen?

    Das Entgelttransparenzgesetz (ETG) basiert auf dem Grundsatz „Gleicher Lohn für gleiche oder gleichwertige Arbeit“ und ist ein wichtiger Schritt in Richtung Gehältertransparenz und Lohngerechtigkeit. Als wesentliches Instrument für mehr Gerechtigkeit in der Bezahlung von Frauen und Männern soll es dabei helfen, gegen die Gender-Pay-Gap vorzugehen und mehr Transparenz über Gehälter in Deutschland zu ermöglichen. 

    Das ETG, das seit 2017 in Deutschland gilt, soll Frauen und Männern das Recht geben, Informationen über die Gehaltsstrukturen im Unternehmen einzuholen – und damit die Benachteiligung von Frauen theoretisch zu reduzieren.

    Die Kernpunkte: 

    • Anspruch auf Auskunft für Beschäftigte über Gehälter 

    • Berichtspflichten für größere Unternehmen

    Drei Kolleginnen halten sich in einem gemütlich gestalteten Büro im Arm und lachen in die Kamera.

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    Im März 2023 wurde die EU-Entgelttransparenzrichtline verabschiedet und soll mehr Transparenz und Lohngerechtigkeit innerhalb der Europäischen Union schaffen – über das hinaus, was das deutsche ETG bisher regelt. Die Mitgliedsstaaten und damit auch Deutschland müssen die Richtlinie bis zum 7. Juni 2026 in nationales Recht umsetzen. Eine Richtlinie, die deutlich strenger und umfassender ist als die bisher hierzulande geltenden Regelungen. Ziele der EU-Richtlinie: 

    • Gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit 

    • Mehr Transparenz und ein kultureller Wandel in Unternehmen, damit Diskriminierung nicht nur entdeckt, sondern auch aktiv angegangen wird 

    • Erleichterung von Rechtsmitteln für Betroffene, um geschlechtsbezogene Lohnungleichheiten zu bekämpfen

    Auch kleinere Unternehmen ab 100 Beschäftigten sollen in Zukunft in die Pflicht genommen werden, genau zu definieren und zu kommunizieren, nach welchen Kriterien sie bezahlen. Das große Ziel: für mehr Gerechtigkeit sorgen und Frauen die Chance auf geben.

    Die großen Gaps: Gender-Pay-Gap, Gender-Pension-Gap, Gender-Care-Gap & Co.

    Wir haben es eingangs schon erwähnt – die Gehaltslücke ist längst nicht die einzige, die Frauen benachteiligt. Zwischen den Geschlechtern klaffen noch mehr eklatante Lücken. Welche Gender-Gaps gibt es? Dazu gehören zum Beispiel:

    Gender-Pension-Gap 

    Die Rentenlücke geht mit der Lohnlücke Hand in Hand, denn Frauen, die für ihre Arbeit weniger Geld bekommen als Männer, zahlen auch weniger in die Rentenkasse ein. Dazu kommen Zeiten ganz ohne oder in Teilzeitarbeit … Schnell wird da die immer größer, die Altersarmut droht heute jeder fünften Frau ab 65 Jahren.

    Gender-Health-Gap

    Diese Gap beschreibt die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Gesundheitsversorgung und ihren Ergebnissen. Frauen erfahren in der Medizin oft eine schlechtere Versorgung, und es wird weniger über sie geforscht – trotz oder gerade wegen anderer physiologischer, biologischer und hormoneller Bedürfnisse.

    Zwei Beispiele: Die Symptome für Herzinfarkte äußern sich bei Frauen oft signifikant anders als bei Männern und werden deshalb häufig zu spät erkannt. Medikamente und deren Dosierung basieren auf klinischen Studien, die meist an männlichen Probanden durchgeführt wurden. 

    Gender-Data-Gap

    Hier geht es um den Mangel an Daten, die speziell Frauen berücksichtigen oder ihre Realität erfassen. Dazu gehören Bilddaten, zum Beispiel bei Gesichtserkennungssoftware, die oft für männliche Gesichter optimiert ist und weibliche Gesichter schlechter erkennt. Auch im öffentlichen Verkehr zeigt sich die Datenlücke: Optimiert werden klassische Arbeitswege, die Männer nutzen. Komplexere Wege von Frauen, die Einkaufen oder Kinderbetreuung einschließen, finden in der Stadtplanung nicht statt. Und auch beim Airbag gibt’s die Lücke – die meisten Crashtests und Sicherheitsprotokolle im Automobilbereich basieren auf männlichen Standards. Frauen haben bei Verkehrsunfällen ein deutlich höheres Risiko für schwere Verletzungen. 

    Gender-Care-Gap

    Sie beschreibt das geschlechtsspezifische Ungleichgewicht in der Care-Arbeit (Sorge- und Pflegearbeit wie Kinderbetreuung, Haushalt und Pflege von Angehörigen). Frauen übernehmen einen Großteil dieser Arbeit (über 50 Prozent mehr als Männer), unbezahlt und oft zusätzlich zu ihrer Erwerbsarbeit. Deshalb bleibt häufig keine Zeit für eine Vollzeitstelle, die Frau verdient weniger, und schon sind wir zusätzlich bei Gender-Pay- und -Pension-Gap. 

    Weitere Geschlechterlücken: Schon mal von Gender-Time-Gap oder Gender-Tech-Gap gehört?

    Neben den großen Gaps gibt es noch zahllose weitere Lücken. Wir haben ein paar davon gesammelt, um zum Equal Pay Day und zum Weltfrauentag die Aufmerksamkeit auch darauf zu lenken. Denn die Lücken greifen alle ineinander – und sorgen nicht nur, aber zu einem großen Teil auch für ein finanzielles Ungleichgewicht, dem wir entgegenwirken wollen. 

    • Die Gender-Time-Gap: Sie beschreibt die Differenz wöchentlich geleisteter Arbeitsstunden von Frauen und Männern. Frauen arbeiten häufig weniger lange im bezahlten Job, zum Beispiel weil sie mehr Care-Arbeit wie Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen leisten. Das hat direkte Auswirkungen auf ihre Karriereaussichten und damit auf ihr Gehalt. Zur Care-Arbeit übernehmen Frauen auch mehr Arbeit und Pflichten im Haushalt – ebenfalls zulasten bezahlter Arbeit. 

    • Die Gender-Lifetime-Earnings-Gap: Sie ist die direkte Konsequenz aus Gender-Pay- und -Pension-Gap. Das Lebenserwerbseinkommen von Frauen und Männern geht weit auseinander; gerechnet wird eine Zeitspanne von mindestens 30 Jahren. Frauen haben im Erwerbsverlauf durchschnittlich 49,8 Prozent weniger Einkommen angesammelt als Männer. Fast die Hälfte! Verdient ein Mann im Laufe seines Lebens 1,5 Millionen Euro, so kommt eine Frau nur auf gut 800.000 Euro. Lohngerechtigkeit? Weit entfernt.

    • Die Digital-Gender-Gap: Diese wird auch Gender-Tech-Gap genannt und beschreibt den unterschiedlichen Zugang zu digitalen Technologien, digitaler Kompetenz und Teilhabe an digitaler Wirtschaft. Frauen haben im Durchschnitt ein geringeres digitales Wissen und nutzen Technologien seltener als Männer, zum Beispiel. Dazu sind Frauen in IT-Berufen oder digitalen Start-ups deutlich unterrepräsentiert. Plus: Technische Geräte werden oft genderunbewusst entwickelt. 

    • Die Gender-Safety-Gap: Hier geht es sowohl um subjektives Sicherheitsempfinden als auch um objektive Gefährdung – Frauen erleben häufiger geschlechtsspezifische Gewalt, etwa häusliche Gewalt. 

    • Die Gender-Investment-Gap: Diese Lücke beschreibt, dass Frauen weniger häufig als Männer investieren. Langfristig führt das dazu, dass sie weniger Vermögen aufbauen können. Warum? Sie haben oft weniger Zugang zu finanziellem Wissen, dazu reduziert weniger verfügbares Einkommen aufgrund von Pay- und Care-Gap ihre Möglichkeiten, Geld anzulegen.

    • Die Gender-Pricing-Gap: Sie beschreibt den Preisunterschied zwischen vergleichbaren Produkten und Dienstleistungen für Frauen und Männer. Produkte für Frauen (zum Beispiel Kleidung, Pflegeprodukte, Hygieneartikel oder Haarschnitte) sind oft teurer, auch wenn sie in Inhalt und Qualität keinen signifikanten Unterschied zu den Varianten für Männer aufweisen. Schon mal gehört? Hier wird oft auch der Begriff „Pink Tax“ verwendet, weil viele dieser Produkte in „typisch weiblichen“ Farben gestaltet sind und allein wegen dieser Vermarktung teurer angeboten werden.

    Drei Freundinnen stehen draußen, zwei davon stehen im Fokus. Sie lächeln sich an.

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    War’s das? Das war’s noch lange nicht. Da gibt es auch noch die Gender-Job-Security-Gap (weil Frauen oft weniger sichere Arbeitsverhältnisse haben bzw. bekommen) und die Gender-Leadership-Gap (Frauen sind in Führungspositionen deutlich unterrepräsentiert, oft wegen mangelnder Vereinbarkeit von Familie und Beruf und wegen unbewusster Vorurteile). Die Gender-Crime-Gap (Frauen sind häufiger Opfer von Gewaltverbrechen) oder auch die Gender-Opportunity-Gap (Frauen haben aufgrund traditioneller Geschlechterrollen und eines Mangels an Vorbildern geringere Chancen auf Karriere, Bildung, sozialen Aufstieg oder Netzwerke) – und viele mehr. 

    Wir von der Sparda BW setzen uns am Weltfrauentag, am Equal Pay Day und an allen anderen Tagen für die Aufklärung und Verbesserung der finanziellen Situation für Frauen in Deutschland ein. Unsere Vision: Wir wollen allen Menschen ermöglichen, langfristig vom Zugang zu Finanzangeboten zu profitieren. Und Lücken wie die Gender-Pay- und -Pension-Gap zu schließen.

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